Dienstag, 6. September 2005

Mediendemokratie?

Sollten wir nicht besser die Intendanten der Sender, die Chefredakteure der Presse oder noch besser, deren Verleger und Eigentümer wählen, statt die Politiker? Schließlich hängen diese doch mehr denn je auf Gedeih und Verderb von den Medien ab, werden hoch und runter geschrieben, wie es gerade in die Interessenlage passt und den eigenen Zielen dient.

So hält sich hartnäckig die alles in allem nahe liegende Vermutung, dass sich die Herren von Spiegel, FAZ und BILD im Vorfeld der Bundestagswahlen verabredet hätten zu dem Schlachtplan: ROT/GRÜN muss weg! Deshalb üben sie sich als eine Art Leitmedien für verschiedene Segmente unserer Gesellschaft im Niedermachen, fast sämtliche anderen Medien im Schlepptau. Jüngstes Beispiel ist die Berichterstattung über die zahlreichen Wählerinitiativen.

SPIEGEL Heft 36/2005, S. 58Früher hieß es einmal "SPIEGELLESER wissen mehr". Wirklich? Wer den Bericht über Wählerinitiativen im SPIEGEL vom 5. September las, rieb sich verwundert die Augen. Kein Wort über die größte Initiative mit nun weit mehr als 2000 Unterstützern, darunter über 100 Prominente aus Wissenschaft und Kultur, mehr als 200 Betriebsratsvorsitzende und Betriebsräte. Verschwiegen wird auch, dass es allein drei weitere Unterstützergruppen von Bildenden Künstlern gibt mit vielen jüngeren Leuten, die sich noch nie an einem Wahlaufruf beteiligt haben. Man kann auch prächtig durch Verschweigen lügen.

Stattdessen wird behauptet, dass dem irrlichternden HA Schult, der das letzte Mal für die SPD warb, eigentlich FDP-Wähler sei und nun bei der CDU gestrandet ist, für die SPD nur noch Hannelore Elsner, Günter Grass und Roland Kaiser werbe, während – sollte der SPIEGEL in so weit wahrheitsgemäß berichten - Volker Schlöndorff, der vor kurzem noch schrieb, er wolle diesmal kein Votum abgeben, sich nun plötzlich von der CDU als "Konvertit" feiern lässt mit der abenteuerlichen Begründung: "Merkel hat das effizientere und glaubwürdigere Team". Der Visionär Kirchhof lässt grüßen!

Schon zu Beginn des Wahlkampfes versuchte der SPIEGEL Verwirrung zu stiften durch eine gezielte FALSCHMELDUNG über ein ominöses Unterstützertreffen beim Kanzler, von dem allerdings niemand etwas wusste. Spiegel-Chef Aust musste sich darauf entschuldigen. Nun werden ein weiteres Mal die Montagsleser getäuscht. Es gibt viele Formen von Machtmissbrauch. Der journalistische ist einer davon.

Klaus Staeck
Aktion für mehr Demokratie
www.aktion-mehr-demokratie.de

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Aktion für mehr Demokratie


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